Borneo - Eine Reise in die Heimat der Kopfjäger und Nasenaffen

Borneo - schon der Name klingt nach Abenteuer, Dschungel und Exotik und so konnte ich nicht widerstehen als ich den Prospekt über eine Pilotreise ins Herz von Borneo gesehen hatte. Orang-Utans, Nasenaffen und der Besuch von WWF-Projekten sollten die Highlights der Reise sein, die in Zusammenarbeit mit dem WWF durchgeführt wurde. Als Pilotreise handelte es sich nicht um ein erprobtes Programm, sondern zum Teil um Pioniertouren. So hatte die Tour den ganz besonderen Reiz des "ersten Mals".

Aber der Reihe nach: ...

An einem kalten und regnerischen Morgen im März begann die Reise mit der Zugfahrt über Stuttgart nach Frankfurt, dann mit dem Flieger über Singapur nach Kota Kinabalu auf Borneo. Unterwegs fand sich unsere Truppe langsam zusammen, so dass wir bereits in Singapur bis auf unsere Reiseleiterin komplett waren: Gerlinde und Siegmar, Feli, Katherina, Ute, Vera, Bernhard, Harald, Aike und Michaela, Christiane, Peter und natürlich ich selbst. In KK, wie Kota Kinabalu meist genannt wird, erwarteten uns dann auch schon unsere Reiseleiterin Karin und Reynolds, unser lokaler Begleiter und es ging direkt ins Hotel.

Kota Kinabalu

Und wie stellt man sich so eine Unterkunft auf Borneo vor? Genau, mit Flachbildschirm in der Lobby, Klaviergeklimper in der Bar und Fernseher und Klimaanlage auf dem Zimmer.

Zunächst musste aber noch alles für unser Visum für Indonesien vorbereitet werden, denn Bürokratie gibt es nicht nur bei uns. Für unsere geplante Route brauchten wir ein Visum, da wir die Grenze an einem kleinen Grenzposten passieren wollten.

Nach dem Frischmachen auf dem Zimmer besuchten wir dann noch den Markt an der Waterfront auf dem es allerlei an Meeresgetier und Früchten gab. Daneben war auch eine große Markthalle mit jeder Menge Souvenirs, aber wir hatten die Reise ja noch vor uns und waren vom langen Flug auch alle müde, so dass wir da nur kurz reinschauten und lieber zum Abendessen wollten. Viele Infos übers Essen aus schwäbischer Sicht gibt’s in » Siegmars Reisebericht.

Der erste Morgen auf Borneo startete früh. Kaum hatten wir uns durch das reichhaltige Frühstücksbuffet gefuttert und auch die exotischen lokalen Gerichte mit Reis und Nudeln zum Frühstück probiert, schon mussten wir zur indonesischen Botschaft unsere Pässe abholen. Die Visa hatten doch noch recht schnell geklappt.

Danach ging es ins Sabah Museum. Sabah ist einer der beiden malaysischen Provinzen auf Borneo, Sarawak die andere. Daneben gibt es auf Borneo noch den souveränen Staat Brunei und Kalimantan, wie der indonesische Teil der Insel genannt wird. Borneo blickt auf jahrhundertelange Einwanderung zurück und so ist die Bevölkerung bunt gemischt. Neben Malayen, Indonesiern und den unter dem Begriff Dayak zusammengefassten lokalen Stämmen (die teilweise jedoch auch irgendwann zugewandert sind) gibt es auch viele Chinesen. Neben dem eigentlichen Museum, das zahlreiche Artefakte aus der Geschichte, Kultur und der Natur Sabahs zeigt, gibt es auch noch ein Museumsdorf mit traditionellen Häusern der verschiedenen Dayak-Stämme.

Die bevorzugte Bauweise fast aller Dayak ist ein Haus auf Stelzen. Dies hat im Dschungel viele Vorteile: das Ungeziefer hat es schwerer ins Haus zu kommen, der Boden bleibt immer trocken, auch nach Sturzregen oder bei Überflutungen zur Regenzeit, gute Luftzirkulation und leichter zu verteidigen. Heute spielt letzteres keine Rolle mehr, aber die alte Tradition der Kopfjagd wurde teilweise noch bis Ende des Zweiten Weltkrieges gepflegt.

Nach soviel Kultur stand erst mal eine Tour durch KK auf dem Programm.

KK präsentiert sich als moderne Stadt mit wenig historischen Gebäuden. Kein Wunder wurde Jesselton, wie KK früher hieß, doch im zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört. Trotzdem wurde KK nach dem Krieg zur Hauptstadt Sabahs und Sabah eine Provinz von Malaysia. Der Verfassungsturm wurde zum Gedenken daran errichtet, inzwischen aber auf den Namen des Tum Mustafa Tower umgetauft. Der Turm ist eine interessant Konstruktion, da die einzelnen Stockwerke von oben nach unten hängend gebaut wurden.

Danach ging es zur Staats-Moschee. Der Islam ist die Staatsreligion in Malaysia, trotzdem herrscht Religionsfreiheit. Während in Festland-Malaysia die Malaien und damit die Bevölkerungsmehrheit muslimisch ist, ist die Bevölkerung auf Borneo gemischter und die meisten Dayak während der Kolonialzeit meist zum Christentum missioniert worden. Die zugewanderten Chinesen und Inder gehen auch noch ihrem traditionellen Glauben nach und so besichtigten wir auch noch einen buddhistischen Tempel.

Anschießend besuchten wir das Museumsdorf Monsopiad in dem unter anderem die von dem berüchtigten Krieger erbeuteten Schädel zu sehen sind. Dort gab es auch noch eine Vorführung traditioneller Tänze der verschiedenen Dayak-Stämme, bei der zum Schluss auch noch die Zuschauer mit eingebunden wurden. Christiane musste dran glauben und wurde von einem Krieger auf die Bühne entführt.

Am Gunung Kinabalu

Der nächste Morgen begann mit der Fahrt zum Kinabalu Nationalpark. Der Berg, oder auf malaiisch Gunung Kinabalu ist mit über 4000m der höchste Berg in Südost-Asien und bietet durch den riesigen Höhenunterschied Lebensraum für eine unglaubliche Artenvielfalt. Die Besteigung des Gipfels ist ohne Klettern möglich, aber das war nicht Teil unseres Programms. Wir begnügten uns damit den unteren Bereich des Berges zu erkunden. Am Morgen hatten wir noch Zeit für einen kurzen Rundweg und am Nachmittag besuchten wir den botanischen Garten. Der ist eigentlich nur ein Stück Wald ist, in dem Exemplare der verschieden hier lebenden Arten zusammengetragen wurden, die hier unter natürlichen Bedingungen wachsen. So kann man auf kleinem Raum einen Eindruck der verschieden Arten bekommen, denn im normalen Wald sind die kleinen Orchideen oft nur schwer zu entdecken.

Die meisten von uns beschlossen noch einen der Trails im Park zu laufen und ließen unseren Bus mit den anderen voraus fahren und am Ende des Weges auf uns warten. Mit dem Bus ging es dann zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte.

Ein Ausflug nach Poring stand am nächsten Morgen auf dem Programm. Als ersten besuchten wir den Canopy-Walk, auf Leiterbrücken durch die Baumgipfel. Hört sich spannender an als es war, die Strecke war recht kurz und es gab außer Bäumen nichts zu sehen. So blieb nur der Nervenkitzel durch die Höhe und die schwankenden Brücken. Viel interessanter war die anschließende Wanderung zu einem kleinen Wasserfall auf der es viele Schmetterlinge zu sehen gab. Nur fotografieren wollten sie sich nicht lassen aber das konnten wir im Schmetterlingshaus nachholen wo die lokalen Arten gezeigt werden.

Poring ist bekannt für die heißen schwefelhaltigen Quellen in deren Wasser man dort Baden kann. Während ihrer Zeit als Besatzer haben die Japaner hier eine Badeanlage gebaut. Leider wurde wohl seither nicht viel renoviert, so dass das Wasser nur sehr spärlich in die großen Wannen fließt.

Nach dem Baden bekamen wir ein kurzes Video über den Kinabalu Park gezeigt, da wir ja nur einen Teil des Parks ansehen konnten. Eigentlich schade wo wir doch schon mal da waren. Aber dann hätten wir mehrere Tage im Park verbringen müssen und wir hatten ja noch viel vor.

Nachdem wir schon viel über die Rafflesia gehört hatten bekamen wir überraschend Gelegenheit sie auch zu sehen. Die große Blüte kann bis zu einem Meter Durchmesser haben, blüht aber nur wenige Tage. Da über die Fortpflanzung der Rafflesien noch nicht viel bekannt ist, ist es Zufall wo eine gefunden wird. Eine Familie nahe Poring hatte wohl ganz besonderes Glück, denn nicht weit von ihrem Haus gab es gleich drei Rafflesien, die sie gegen einen kleinen Eintritt zeigen. Eine Rafflesia war schon verblüht und schwarz geworden, aber die beiden anderen waren in voller Blüte. Begeistert von dieser Seltenheit der Flora freuten wir uns schon auf die Besonderheiten der Fauna Borneos, die wir an unserem nächsten Ziel entdecken wollten. Und so starten wir am nächsten Morgen Richtung Sukau am Kinabatangan.

Die Fahrt war recht eintönig, da die Landschaft schon bald nur noch aus riesigen Palmölplantagen bestand. Unvorstellbar welche riesigen Flächen Regenwald für diese Monokulturen gerodet wurden.

Am Kinabatangan

Unsere Lodge lag direkt am Kinabatangan und bestand aus lauter kleinen Stelzenhäuschen, die durch Stege verbunden waren und einem großen überdachten aber sonst offenen Speisesaal. Nach dem Einzug brachen wir zu einer Bootstour auf, mal sehen, was sich in den Wäldern entlang des Flusses so alles tummelt.

Bereits nach kurzer Fahrt konnten wir in einem Wipfel einen wilden Orang-Utan erahnen. Leider war er sehr weit weg und verschwand auch schon bald, trotzdem ein guter Anfang. Ein Stück weiter fanden wir aber einen Baum voll mit Nasenaffen direkt am Ufer. Da kamen wir sehr nahe ran und konnten gut beobachten und fotografieren. Nasenaffen sind eine faszinierende Tierart. Sie leben in kleinen Gruppen, ein Männchen mit seinem Harem und Nachwuchs. Bei den Männchen bildet sich mit den Jahren eine riesige Knollennase, da bei ihnen die Nase ein Leben lang wächst. Die Weibchen dagegen haben kleine Stuppsnäschen. Das Fell der Gliedmasen ist grau, während der Körper hell braun ist und am Bauch ins weiße übergeht. Auch der lange Schwanz ist hellgrau. Das Gesicht dagegen ist unbehaart. Nasenaffen leben nur entlang von Flüssen und der Küste und entfernen sich nie sehr weit vom Wasser. Sie haben sich auf das Fressen von Pflanzen spezialisiert und auch ihr Verdauungssystem ähnlich einer Kuh darauf ausgerichtet. Da die Verdauung lange dauert und auf Grund des geringen Nährwertes viel Grünzeug benötigt wird, scheinen sie immer einen dicken Bauch zu haben.

Nicht weit von den Nasenaffen entfernt, entdeckten wir eine Herde Borneo-Zwergelefanten. Bis heute weis man nicht so genau, was es mit diesen Tieren auf sich hat. Es konnte inzwischen genetisch nachgewiesen werden, dass es sich nicht um normale asiatische Elefanten vom Festland oder aus Sumatra handelt, aber es wurden auch auf Borneo keine Fossilien gefunden die eine lange Geschichte von Elefanten auf der Insel belegen würde. Nach neuesten Erkenntnissen handelt es sich wohl um die einzigen Überlebenden der Java-Elefanten, von denen wenige Exemplare als Geschenk im 16. oder 17. Jahrhundert auf Borneo gebracht wurden und sich dort erfolgreich vermehrten, während sie auf Java ausgestorben sind. Die Tiere sind auffällig klein. Ich hatte zwar zuvor noch keine wilden asiatischen Elefanten gesehen, aber bei ihren entfernten afrikanischen Verwandten würden sie allenfalls als Kleinkinder durchgehen.

So schön es auch war die Elefanten zu beobachten, so machten sie sich doch am nächsten Tag unbeliebt bei mir, da sie uns einen großen Strich durch die Rechnung machten als wir freilebende Orang-Utans beobachten wollten. Die Gruppe morgens hatte noch Glück, aber wir am Nachmittag konnten leider nicht bis zu den Orang-Utans vordringen, da eine Gruppe Elefanten das Gebiet unsicher machten. So endete unser Ausflug zu den wilden Orang-Utans schon nach knapp über einer Stunde, während die anderen dafür ganze vier Stunden brauchten. Ich war ganz schön enttäuscht, gelten doch gerade die Borneo-Elefanten als sehr friedlich und dann trauten sich die Führer des Projekts wegen ihnen nicht mit uns in den Wald, nicht einmal so nahe, dass wir dann wenigstens die Elefanten gesehen hätten. Nur auf der Rückfahrt sahen wir nochmal eine kleine Herde. Ein Jungtier hatte sich sehr nahe ans Wasser getraut und erschrak dann durch unser Boot so dass es laut trompetend zu seiner Mutti lief. Sofort versammelte sich die Herde hinter ihm und machte uns klar das wir nicht näher kommen sollten. Konnten und wollten wir mit dem Boot auch nicht, und wir waren ja keine zehn Meter weit weg.

Und so endete unsere Zeit am Kinabatangan am nächten Tag ohne Fotos von Orang-Utans, aber mit einer schönen Bootsfahrt nach Sandakan auf der wir auch noch ein Krokodil endeckten. Von der Flussmündung bis Sandakan ging es dann auf dem Meer weiter bis wir schließlich im Wasserdorf von Sandakan von Bord der kleinen Boote gingen. Ein Besuch auf dem Markt und ein Abstecher zu einem Chinesischen Tempel bei dem wir eine Wagners Lanzenotter in einem Bonsai fanden gaben uns einen kleinen Eindruck der Stadt, die vor ihrer völligen Zerstörung im zweiten Weltkrieg die Hauptstadt Sabahs war. Danach checkten wir in unserer Lodge direkt am Rande von Sepilok ein und schafften es gerade noch zur Nachmittagsfütterung.

Sepilok

Sepilok ist ein kleines Schutzgebiet in dem versucht wird Orang-Utans wieder auszuwildern. Dazu werden die Tiere erst in einer Auffangstation auf das Leben in der Wildnis vorbereitet und danach langsam an immer größere Selbstständigkeit gewöhnt. Während der Auswilderung, die mehrere Jahre dauert, können sich die Orang-Utans an verschieden Fütterungsstationen noch Fressen abholen. An der aller ersten davon darf man zwei Mal am Tag dabei zusehen. Die anderen sind weiter im Wald und meist nicht zugänglich um die Auswilderung nicht zu gefährden.

Die Orang-Utans können sich im Wald frei bewegen, aber gerade am Anfang trauen sie sich noch nicht so weit von der Station weg und sind auch noch auf das Futter angewiesen. Sie kennen auch schon die Zeiten und warten entsprechend schon darauf, bis endlich die Bananen kommen. Am Nachmittag sollen es nicht so viele Zuschauer wie am Morgen sein, trotzdem war die Beobachtungsplattform gut gefüllt.

Die meisten Zuschauer verschwanden aber schon wieder recht schnell, nachdem die Orang-Utans ihre Bananen bekommen hatten, während wir uns Zeit ließen und so lange blieben, bis auch die Orang-Utans sich wieder verabschiedeten. So sahen wir dann auch noch eine Horde Makaken, die sich die Überreste der Bananen holten. Und auch am Abend in der Lodge hatten wir Glück und konnten ein Paar Rhinozerosvögel beobachten.

Mit dem Flugzeug ging es am Morgen, durch eine kleine Verspätung eigentlich erst mittags, zurück nach KK und von dort mit dem Boot auf Mamutik im Tunku Abdul Rahman Park. Dort hatten wir am Nachmittag die Gelegenheit zu schnorcheln bevor es am nächsten Tag nach Brunei gehen sollte.

Vom Jesselton Point aus startete das Schnellboot nach Labuan wo wir einen kurzen Aufenthalt hatten und das Boot wechselten um mit einem weiteren Schnellbot direkt nach Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt Bruneis zu fahren. Da die Boote mit sehr hoher Geschwindigkeit fahren werden sie hermetisch verriegelt und man darf nicht an Deck, so dass es auf der Fahrt außer schlechter Martial-Arts-Filme die gezeigt wurden nichts weiter zu sehen gab.

Brunei Darussalam

Nach der Ankunft und Einreise in Brunei bezogen wir kurz die Zimmer, bevor man sich individuell zu Fuß die Stadt anschauen konnte. Es fand sich eine kleine Gruppe, die gemeinsam loszog und sich von einem Bootsführer zu einer Rundfahrt durchs Kampong Air, dem Wasserdorf überreden ließ. Zum Glück, denn wie sich herausstellte, war es das Highlight des Brunei Aufenthaltes.

Das Wasserdorf ist quasi die Geburtsstätte Bruneis, hier war es, wo sich die berüchtigten Piraten und Seefahrer zuerst nieder ließen und das Sultanat gründeten, das zeitweise ganz Borneo und auch benachbarte Inseln beherrschte. Dieser glorreichen Zeit folgte ein langer Verfall der Macht und nur der zufällige Fund von Öl rettete das Sultanat und machte es zum reichsten Land Asiens. So lebt die alte Tradition des Wasserdorfes immer noch weiter und verfügt über eine gute Infrastruktur. Es gibt nichts, was es im Wasserdorf nicht gibt: Angefangen bei Schulen, weiter über Moscheen, Feuerwehr bis zur (Boots-)Tankstelle. Überall wo wir mit dem Boot vorbei kamen wurde uns freundlich zu gewunken. Es war schon gegen Abend aber ein paar Kinder ließen es sich nicht nehmen sich nochmals des Schlafanzugs zu entledigen und für uns Kunstsprünge ins Wasser vorzuführen.

Die Natürlichkeit der Leute im Wasserdorf passte so gar nicht zu der überheblichen, snobistischen Art, die Brunei sonst an den Tag legte, angefangen beim lokalen Reiseleiter, der ständig nur darüber redete wie reich Brunei doch sei, dabei aber vergaß dass die Moschee, die er uns von innen zeigen wollte, wegen einem bevorstehenden Feiertag geschlossen war. Wenigstens von außen konnten wir bewundern was der heutige Sultan investiert hatte um sich ein Plätzchen im Himmel zu sichern.

Auch in den anderen Museen waren große Teile nicht zugänglich und der Programmpunkt Sultanspalast umfasste nur das Zufahrtstor und jede Menge Erzählungen was für Reichtümer sich dahinter verbergen. So waren wir nicht besonders traurig das kleine Land wieder zu verlassen und nach Malaysia zurück zu kehren.

Niah

Paul unser neuer lokaler Reisebegleiter erwartete uns an der Grenze und brachte uns über Miri in den Niah Nationalpark. Jetzt waren wir wieder in Malaysia, diesmal in der Provinz Sarawak. Bei den Chalets des Parks kamen wir erst nach Anbruch der Dunkelheit an. Um so überraschter waren wir am Morgen als wir unsere Umgebung zum ersten Mal sahen und feststellten, dass die kleinen Häuschen nicht weit entfernt von einen Fluss stehen. Den überquerten wir dann ach in einem kleinen Boot als Fähre und machten uns – nach kurzer Besichtigung des kleinen Museum – auf den Wegen und Stegen auf den Weg zu den Höhlen.

Schon auf dem Weg entdeckten wir allerlei Getier, Tausendfüßler, Stabheuschrecken, Raupen, Schmetterlinge, Ameisen in allen Größen. Die Höhlen selbst sind einfach nur riesig. Am Beginn der großen Höhle der great cave fanden archäologische Ausgrabungen statt. Hier fand man einen 40000 Jahre alten menschlichen Schädel, der eine lange Benutzung der Höhle bekundet. Die Höhle ist bis zu 80m hoch und in ihr befindet sich ein Haus das den Archäologen als Unterkunft diente, das aber in der riesigen Höhle winzig wirkt. In den Höhlen leben unzählige Fledermäuse und Salangane, eine Schwalbenart. Die Nester dieser Schwalben werden für die chinesische Schwalbennest-Suppe benötigt und sind deshalb sehr gefragt und teuer. Mit abenteuerlichen Konstruktionen aus Holz uns Seilen klettern Sammler in schwindelerregende Höhen um die Nester zu ernten. Eine kleine Unachtsamkeit und sie stürzen etliche Meter in die Tiefe, es gibt regelmäßig Opfer zu beklagen. Eigentlich unglaublich, dass auch heute noch unter diesen Bedingungen die Nester gesammelt werden, aber so lange es noch Interessenten gibt und das Geld stimmt wird es wohl noch weitergehen. Zum Glück gibt es inzwischen zumindest Beschränkungen, dass nur noch außerhalb der Brutzeit gesammelt werden darf, denn früher hatte man darauf keine Rücksicht genommen und beim Sammeln gleichzeitig auch die Brut zerstört, so dass der Bestand an Salanganen immer stärker zurück gegangen war. Eine weiter Einnahmequelle bietet der Guano, der in den Höhlenreichlich anfällt.

Durch die Höhlen führt ein System von Wegen, Stegen und Treppen, teilweise feucht und sehr rutschig, aber dafür immer nahe am Abgrund. Zum Glück gibt es meistens ein Geländer, nur Anfassen sollte man es nicht, da sich auch darauf der Guano sammelt. Mit Taschenlampen ausgerüstet machten wir uns auf den Weg.

Nach langer Lauferei durch die Höhle erreicht man einen Ausgang am anderen Ende, von wo aus ein Weg weiter zur Painted Cave, der angemalten Höhle führt. Dort kann man die Kunstwerke von Höhlenmalern von vor ca. 1600 Jahren bewundern. Und wir hatten den Scheitelpunkt unserer Wanderung erreicht. Also ging es den ganzen Weg wieder zurück, wobei wir in der great cave eine andere Variante des Weges liefen. Wieder zurück bei der Unterkunft verbrachten wir den Rest des Nachmittags mit Erholen für die bevorstehende Tour nach Kalimantan.

Zum Trekking nach Kalimantan

Wie wir inzwischen erfahren hatten, musste der ursprüngliche Plan geändert werden, Malaysia wollte uns nicht an dem kleinen Grenzposten ausreisen lassen und so mussten wir einen riesigen Umweg über die offizielle internationale Grenze machen. Batang Ai musste leider ausfallen, stattdessen ging es mit dem Flieger von Miri nach Kuching und von dort aus mit dem Bus Richtung Grenze. Entlang der Straße wuchsen an den Hängen immer wieder Kannenpflanzen. Auch Pfeffer-Plantagen konnte man immer wieder sehen. An der Grenze wechselten wir nicht nur Land und Bus sondern auch unseren lokalen Begleiter. In Indonesien kümmerte Hermas um uns. Wir hatten etwas Mühe uns alle in den kleinen Bus zu quetschen, aber durch die kurzfristige Änderung und einen Feiertag in Indonesien war das alles was Hermas so schnell besorgen konnte, und selbst den musste er sich bei der Bezirksregierung ausleihen. So eingepfercht ging es dann stundenlang durch Kalimantan.

Es war deutlich zu sehen, dass dieser Teil Borneos, dem malaysischen weit hinterherhinkt, aber das trug auch zu seinem Charme bei, da hier alles viel ursprünglicher und natürlicher wirkte. Am Abend erreichten wir unser Hotel in Sintang. Wir waren zwar im Vorfeld gewarnt worden, dass es sich um eine sehr einfache Unterkunft handelt, aber das Hotel – zumindest mein Zimmer -konnte mit den anderen Unterkünften, die wir bisher hatten mithalten, und im Gegensatz zu den meisten anderen Hotels, war hier sogar die Minibar bei allen gefüllt.

Am nächsten Morgen goss es in Strömen aber das störte uns kaum, den wir hatten einen größeren Bus bekommen. Hermas hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt um es uns bequemer zu machen. Na gut, der Bus war bei dem Regen nicht ganz dicht, aber es hörte auch bald auf, so dass auch dieses Problem wegfiel. Von kurzen Pausen abgesehen verbrachten wir den ganzen Tag auf der Straße, die zwischen Asphalt, Schlaglöchern und Lehmpiste wechselte.

Von dem ganzen Sitzen und wackeln trotzdem müde erreichten wir am Abend das Langhaus bei Putussibau in dem wir die Nacht verbringen sollten. Nach einer Begrüßungszeremonie mit Stammhacken und Reisweintrinken wurden wir vom Hausältesten begrüßt.

Ein Langhaus ist die asiatische Art des Reihenhäuschens. Verbunden von einer langen Veranda, die gemeinschaftlich benutzt wird reihen sich die Wohnungen der Familien aneinander und ergeben zusammen das Langhaus. Wir wurden auf mehrere Familien verteilt und bekamen unsere Zimmer zugewiesen. Ich bekam eins im zweiten Stock, dass wohl sonst von den Kindern benutzt wird, wie die Wanddeko verriet. Die Familien verdienen sich so ein kleines Zubrot und hoffen auf viele zukünftige Gäste. Nun mussten wir umpacken und uns entscheiden, was wir aufs Trekking mitnehmen und was in Putussibau bleibt. Obwohl ich mich wirklich aufs notwendigste beschränke, war der Rucksack trotzdem noch ziemlich voll und schwer.

So trennten sich unsere Wege, das Gepäck fuhr ins Hotel und wir mit Trekkingausrüstung mit dem Boot nach Matalunai einem kleinen Dorf nicht weit vom Ausgangspunkt unserer Tour. Nun gesellte sich auch noch unser Begleittrupp zu uns, der uns im Dschungel half und die Nahrung und Unterkunft trug; und Albert vom WWF, die ja an diesem Projekt beteiligt sind und durch Ökotourismus den Leuten ein Einkommen verschaffen wollen, so dass Holzfällen und Wilderei nicht mehr als Geldquelle dienen müssen.

Der Weg führte größtenteils in dem kleinen Fluss flussaufwärts, immer mal wieder unterbrochen durch eine Abkürzung oder zur Umgehung einer Tiefen stelle mit Strecken durch den Dschungel oder Balancieren über umgestürzte Baumstämme. Da Baumstämme schon alleine wegen der Höhe nicht so mein Ding sind (die waren wirklich dick!) hatte ich dabei so meine Probleme und hab mir auch gleich den Fuß verstaucht, als man mir auf einen Stamm helfen wollte, es aber doch nicht schaffte. Das fiel zunächst nicht weiter auf, da das Wasser den Fuß die ganze Zeit kühlte. Am späten Nachmittag wurde dann ein Camp auf einer Böschung am Flussufer errichtet. Mit Plastikplanen wurde der Boden belegt und ein Dach gebaut. Dann bekam jeder eine Isomatte, einen Schlafsack und ein Moskitonetz. Eigentlich war alles ok, auch noch als es Anfing zu regnen, aber dann sammelte sich leider an einigen Stellen im Dach das Wasser und lief von da auf mein Moskitonetzt und tropfte dann auf mich. Aber ich hatte noch Glück, denn bei mir lief der kleine Bach vom Zeltdach unter der Plane und Isomatte, während er bei anderen alles nass machte. So gut erholt, zwängten wir uns am nächsten Morgen aus dem Schlafsack und in die nassen Klamotten vom Vortag. Zum Wechseln hatten wir ja nichts mit, denn der zweite Satz Kleidung sollte ja nicht nass werden.

Und so ging es weiter den Fluss hinauf, bis wir fast die Quelle erreicht hatten, nur um dann über einen Hügel ins nächste Tal zu wechseln und einen anderen Flüsschen, diesmal flussabwärts zu folgen.

Leider gibt es außer vom eigentlichen Trekking nicht viel zu berichten, denn außer einem Frosch, zwei Schlangen und ein paar Raja Brooke Schmetterlingen hielt sich die Tierwelt vor uns verborgen. Eigentlich hatten wir da ein bisschen mehr erwartet. Von der Pflanzenwelt bekamen wir da schon mehr mit, denn Albert zeigte und erklärte uns immer alles Interessante, dass er fand.

Obwohl das Laufen mit der Strömung etwas einfacher war, waren wir doch alle froh am späten Nachmittag unser Etappenziel, ein verlassenes Holzfällerlager zu erreichen. Wieder bauten unsere Begleiter unser Behelfsunterkunft auf, während wir uns im Flüsschen frisch machten. Nach dem Abendessen ging es schon bald in die Schlafsäcke, Trekking ist halt doch anstrengend. Auf Moskitonetze verzichteten wir diese Nacht, Mücken gab es nicht viele und die Nacht zuvor hatten die Netze eher der Feuchtigkeitsverteilung gedient als Schutz geboten.

Der Morgen verlief ähnlich wie am Tag zuvor. Nach dem Frühstück ging es weiter Fluss abwärts. Während jedoch unser erstes Flüsschen ziemlich flach war, gab es an diesem Tag auch tiefere Stellen, so dass wir manchmal den Rucksack auf den Kopf nehmen mussten, damit er nicht völlig nass wurde. Unsere Begleiter versuchten wenn möglich am Ufer zu gehen, aber meist fanden wir das Klettern an der steilen Uferböschung und balancieren über Baumstämme noch anstrengender als durchs tiefe Wasser zu gehen. Aber wir waren auch mindestens einen Kopf größer und trotzdem manchmal bis zum Hals im Wasser.

So waren wir auch alle froh, als wir Mittags unseren Abholtrupp erreichten, der mit Booten auf uns wartete. Und so ging es nach dem Mittagessen mit den Booten flussabwärts. Ohne Motor, nur mit Stangen steuerten die Bootsführer den Fluss hinunter und durch zahlreiche Stromschnellen. Nicht alle Boote waren so glücklich wie das in dem ich saß und das trocken am Ziel ankam.

Das Ziel war Nanga Hovat, ein kleines Dörfchen. Zunächst musste dort geklärt werden, wo wir übernachten können, im Dorf oder weiter zu einem Lager am Rande des Nationalparks. Da es für die Weiterfahrt zum Lager schon zu spät war, wurde schließlich entschieden, dass wir im Dorf übernachten können. Schließlich wurden wir auf drei Häuser verteilt. In unserem Haus wurden uns die Gästezimmer angeboten, aber da diese klein, dunkel und heiß waren fanden wir im großen Raum davor mit Zustimmung unsere Gastgeber eine luftigere Unterkunft. Da dieser Raum auch das Fernsehzimmer war, setzten wir uns nach dem Abendessen, dass unsere gesamte Gruppe in einem anderen Haus einnahm, erst mal noch auf die Veranda. Und so entschieden sich auch viele der Dorfkinder, die zum Fernsehen gekommen waren, an diesem Tag auf der Veranda zu sitzen. Sie konnten sich kaum entscheiden, ob sie durchs Fester den Fernseher, oder doch lieber die komischen Besucher beobachten sollten. Da wir die ersten Touristen waren, die im Dorf übernachteten waren wir schon etwas Besonderes. Das Dorf verfügt zwar nur über sehr wenige sanitäre Einrichtungen und kein fließend Wasser, das wird alles am und im Fluss erledigt, aber es gab einen Generator und Satellitenschüsseln und Fernsehen.

Am nächsten Morgen überraschten uns unsere Gastgeber mit Kaffee und Keksen, obwohl ja eigentlich schon das Frühstück gemeinsam mit der Gruppe auf uns wartete. Natürlich hatte aber erst mal unser Gastgeber Vorrang. Danach ging es dann mit dem Motorboot zurück nach Putussibau. Der Kapuas an dem Putussibau liegt, und in dessen Zuflüssen wir gewandert sind, ist mit ca. 1140km Länge, der längste Fluss Indonesiens. Im Hotel konnten wir uns frisch machen und die Kleidung wechseln, schließlich wartete dort unser Gepäck, bevor wir weiter nach Sintang fuhren. Überraschenderweise ging die Fahrt dieses Mal viel schneller. Offensichtlich hängt doch viel vom Fahrer ab.

In Singtang übernachteten wir im selben Hotel wie auf der Hinreise und feierten das überstandene Trekking mit Bintang. Am nächsten Morgen wartete die nächste Überraschung auf uns. Die Busse wurden immer größer und so fuhren wir in einem riesigen Fernreisebus Richtung Grenze. Der Bus war fast schon zu groß für die Straßen, aber Hermas wollte wohl den engen Bus der Hinfahrt wieder gutmachen. Während der ganzen Zeit in Indonesien hatte er wirklich immer versucht alles für uns bestmöglich zu machen.

Die riesigen Palmölplantagen, die wir schon auf der Hinfahrt gesehen hatten wirkten jetzt noch erschreckender, da wir den richtigen Dschungel gesehen hatten. Unglaublich wie für das Palmöl einzigartiger Regenwald vernichtet wird. Schon lange wird das Palmöl in allerlei Produkten als billiges Öl eingesetzt, manchmal gab es sogar den Namen dafür (wie bei „Sie baden gerade ihre Hände darin“). Jetzt jedoch soll das Palmöl auch noch als Kraftstoff herhalten und angeblich klimafreundlich sein, dabei vernichtet es eines der sensibelsten Ökosysteme, das dazu noch sehr wichtig für den Klimahaushalt ist, den Dschungel.

An der Grenze erwartete uns Melintan und brachte uns ins Strandresort.

Damai

Was für ein krasser Gegensatz, tags zuvor noch in einem Dorf ohne Wasserversorgung, jetzt waren wir in einem neu Renovierten Strandhotel mit Bar und Flachbildschirm im Zimmer. Natürlich genossen wir den Luxus nach dem anstrengenden Trekking. Der Umweg hatte uns einen Tag gekostet, so dass uns sowieso nur ein Erholungstag blieb. Trotzdem gingen ein paar von uns am nächsten Morgen zum Vögel-schauen und auch ein paar Makaken sahen wir.

Den Rest des Tages erholten wir uns dann am Strand und Pool und Zimmer, den am nächsten Morgen mussten wir zwar noch nicht aus dem Hotel ausziehen, aber ein Tagesausflug in den Bako Nationalpark stand auf dem Programm.

Bako Nationalpark

Der Bako Nationalpark liegt auf einer Halbinsel bei Kuching und bietet trotz seiner geringen Größe eine reichhaltige Fauna. Erreichbar ist Bako nur mit dem Boot. Der Bootssteg liegt mitten in den Mangroven und führte uns gleich auf unsere erste Wanderung. Vorbei an vielen Schlammspringern im Schlick der Mangroven führt der Weg bergauf und zu unserer großen Freude Hatten sich ein paar Nasenaffen entschlossen in den Bäumen nahe des Weges zu frühstücken. Nach ausgiebiger Beobachtung ging es weiter bis zu einer kleinen Bucht und auf dem Rückweg dann durch die Mangroven.

Nach dem Mittagessen zeigte uns Melintan noch eine Lanzenotter, die schon einige Tage an dieser Stelle verharrte und einen Riesengleiter. Die Riesengleiter wurden früher auch fliegender Lemur genannt, aber diese Tiere können weder fliegen (sondern nur gleiten) noch sind sie mit den Lemuren verwandt. Danach führte uns ein Parkmitarbeiter noch zu einer Waglers Lanzenotter mit unglaublich leuchtender Färbung und auch Makaken konnten wir noch beobachten bevor es mit Boot und Bus zurück ins Hotel ging.

Das Abschiedsabendessen läutete so langsam das Ende der Reise ein. Karin bekam als Reiseleiterin einen Stoff-Nasenaffen mit gefülltem Täschchen für ihren Singapur-Aufenthalt nach unserer Reise und mit verbundenem Fuß als Andenken an die vielen Wehwehchen die wir alle während des Trekkings hatten.

Am nächsten Morgen ging es nach Kuching wo wir nach kurzer Besichtigungstour den Rest des Tages zur freien Verfügung hatten und die letzten Souvenirs kaufen konnten, bevor es am Abend mit dem Flugzeug über Singapur zurück nach Frankfurt geht wo sich unsere Gruppe wieder auflöste und ich mit dem Zug über Stuttgart nach Hause fuhr.

Die Borneo-Reise war vorüber, es war eine Reise der Gegensätze: Moderne und Tradition, Touristenorte und touristisches Neuland, wilder Dschungel und Ölpalmen-Monokulturen, Planung und Improvisation. Die Reise hatte ihre Höhen und Tiefen, nicht zuletzt auch deswegen, weil es eine Pilotreise war bei der bei vielen Punkten vorher nicht klar sein konnte wie sie ankommen. Aber alles in allem war es eine schöne Reise, die Borneo in all seinen Facetten zeigte.